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geöffnet. Ein Mann mit einer Kerze trat herein. Die Kerze setzte er auf den Boden. Tommy erkannte
Appledore. Auf einem Tablett brachte er einen Krug Wasser, etwas Brot und Käse.
Er beugte sich nieder, prüfte die Stricke, die Tommy fesselten, und berührte dann den Knebel. Mit
völlig farbloser Stimme sagte er: »Das werde ich jetzt wegnehmen. So können Sie etwas essen und
trinken. Sobald Sie aber nur das geringste Geräusch machen, kneble ich Sie wieder.«
Tommy versuchte vergeblich, mit dem Kopf zu nicken. Statt dessen schloß und öffnete er
mehrmals die Lider.
Sobald Tommy den Mund frei fühlte, bewegte er die Kinnlade, um die schmerzende Steifheit zu
verjagen. Appledore hielt ihm ein Glas Wasser an die Lippen. Zuerst machte ihm das Schlucken
große Mühe, dann ging es leichter. Das Wasser tat ihm unsagbar wohl.
»Jetzt geht's besser«, murmelte er mit steifer Zunge. »Ja, die alten Knochen. So jung, wie ich war,
bin ich nicht mehr. Gibt's auch etwas zu essen, Fritz  oder heißen Sie Franz?«
»Hier heiße ich Appledore«, erwiderte der Mann ruhig.
Er hielt ihm eine Schnitte Brot mit Käse an den Mund, und Tommy biß heißhungrig hinein. Zum
Schluß trank er noch ein paar Schluck Wasser.
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Agatha Christie - Rotkäppchen und der böse Wolf
»Wie geht das Programm weiter?« fragte er dann.
Statt jeder Antwort nahm Appledore wieder den Knebel zur Hand.
»Ich wünsche Kommandant Haydock zu sehen«, sagte Tommy rasch.
Appledore schüttelte den Kopf, befestigte den Knebel geschickt und ging fort.
Wieder lag Tommy im Finstern und sann vor sich hin. Er sank in eine Art Halbschlaf, aus dem ihn
das Geräusch der sich öffnenden Tür aufschreckte. Diesmal kamen Haydock und Appledore
zusammen herein. Der Knebel wurde ihm abgenommen und die Armfesseln gelockert, so daß er sich
aufsetzen und die Arme ausstrecken konnte.
Haydock hatte eine Selbstladepistole bei sich.
Tommy glaubte keinen Augenblick an einen Erfolg; trotzdem versuchte er, seine Rolle vom letzten
Abend weiterzuspielen.
»Hören Sie einmal, Haydock«, sagte er entrüstet, »was denken Sie sich eigentlich? Mich einfach
niederzuschlagen und zu entführen & «
Haydock schüttelte den Kopf. »Sparen Sie Ihren Atem«, sagte er, »es lohnt sich nicht.«
»Und wenn Sie auch zum Geheimdienst gehören! Deshalb können Sie doch nicht einfach & «
Haydock schüttelte wieder den Kopf. »Nein, Meadowes, nein.
Versuchen Sie erst gar nicht so zu tun, als ob Sie mir je auf diesen Kohl hereingefallen wären. Sie
brauchen Ihre Rolle nicht weiterzuspielen.«
Aber Tommy zeigte sich nicht beunruhigt. Mit Bestimmtheit konnte Haydock gar nichts wissen.
Wenn er also gut weitermimte &
»Zum Teufel, was bilden Sie sich ein?« fragte er. »Vielleicht sind Ihre Befugnisse sehr weitgehend,
aber solche Geschichten dürfen Sie doch nicht machen. Ich kann den Mund halten, bei mir sind
Geheimnisse auch ohne solche Mittel sicher, besonders wenn es sich um unser Leben und Sterben
handelt.«
»Sie spielen ausgezeichnet«, sagte der andere kalt. »Aber mir ist es ganz gleichgültig, ob Sie zum
englischen Geheimdienst gehören oder nur ein alberner Dilettant auf eigene Faust sind & «
»Der Teufel soll Sie holen!«
»Machen Sie Schluß, Meadowes.«
»Und ich sage Ihnen & «
Haydock warf ihm einen wütenden Blick zu. »Verflucht noch mal, nun seien Sie aber ruhig. Vor
ein paar Tagen hätte es mich noch interessiert, wer Sie sind und in wessen Dienst Sie arbeiten.
Jetzt kommt es nicht mehr darauf an. Die Zeit ist kurz. Und zum Glück konnten Sie keiner Seele
von Ihrem Fund berichten.«
»Man wird mich vermissen. Die Polizei wird nach mir suchen.«
Haydock grinste höhnisch; seine Zähne glänzten auf. »Die Polizei war heute abend bei mir. Nette
Leute  zwei gute Freunde von mir. Sie fragten lang und breit nach Mr. Meadowes. Waren sehr
besorgt über Ihr Verschwinden. Wollten wissen, in welcher Verfassung Sie den letzten Abend waren,
was Sie sprachen. Die haben sich wohl nicht träumen lassen, daß der Mann, von dem sie so viel
schwatzten, gerade unter ihren Füßen lag. Die Tatsachen sprechen ja ganz klar: Sie haben dieses
Haus heil und in bester Gesellschaft verlassen. Also sucht man hier nicht nach Ihnen.«
»Immer können Sie mich ja nicht hier festhalten«, sagte Tommy heftig.
»Das wird auch nicht nötig sein, mein Lieber«, entgegnete Haydock, jetzt wieder ganz Weltmann,
verbindlich. »Nur bis morgen abend. Dann wird ein Boot in meiner kleinen Bucht anlegen, und wir
werden Sie auf eine Erholungsreise schicken; aber vermutlich werden Sie den Bestimmungsort nicht
lebendig erreichen.«
»Und warum haben Sie mich nicht gleich totgeschlagen?«
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Agatha Christie - Rotkäppchen und der böse Wolf
»Zu heiß, lieber Freund, zu heiß. Unsere Verbindung zur See war zufällig gerade jetzt
unterbrochen, und darum  eine Leiche hier im Keller würde sich bei dieser Hitze bemerkbar
machen.«
»Ich verstehe«, nickte Tommy.
Er wußte genug. Alles war klar. Bis das Boot kam, würde man ihn am Leben lassen, dann würden
sie ihn umbringen oder betäuben und seine Leiche auf hoher See über Bord werfen. Und sollte sein
Körper wirklich gefunden werden, so würde nie ein Verdacht auf das »Schmugglernest« fallen.
»Ich kam hierher«, fuhr Haydock im gemütlichen Plauderton fort, »um Sie zu fragen, ob wir & hm
& ob wir nachher etwas für Sie tun können?«
Tommy dachte nach. »Danke, nein«, sagte er dann. »Keine Locke für meine kleine Freundin. Sie
wird mich vermissen, wenn ihr das Geld ausgeht, aber sie wird sich wohl bald mit einem ändern
Freund trösten.«
Auf jeden Fall mußte er die Version aufrechterhalten, ohne Helfershelfer und Mitwisser zu sein.
Solange Nickel nicht verdächtigt wurde, konnte das Spiel noch gewonnen werden wenn auch ohne
ihn.
»Wie Sie wollen«, erwiderte Haydock. »Aber wenn Sie Ihrer Freundin gern noch eine Botschaft
geschickt hätten, so würde sie pünktlich bestellt werden.«
Er hätte also doch gern etwas über den unbekannten Mr. Meadowes in Erfahrung gebracht? Rate,
mein Lieber, rate!
Tommy schüttelte den Kopf. »Nichts zu wollen«, sagte er.
»Gut.« Mit völlig gleichgültigem Gesicht nickte Haydock Appledore zu, der darauf die Fesseln und
den Knebel wieder befestigte.
Allein gelassen, fühlte sich Tommy alles andere als heiter. Der nahe Tod war ihm gewiß; aber noch
mehr bedrückte ihn, daß er keine Möglichkeit hatte, seine Entdeckung zum Wohl des Landes vor die
rechte Schmiede zu bringen. [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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