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hinaufgestürmt waren, blieben sie stehen. Mike verspürte erneut
ein kurzes, aber eisiges Frösteln, als er zum See hinabblickte.
Aus der Höhe betrachtet wirkte er noch viel unheimlicher. Die
giftgrüne Färbung des Wassers schien noch viel intensiver
geworden zu sein und die Nebelschwaden, die von seiner
Oberfläche aufstiegen, wirkten viel dichter, fast wie rauchige
Arme, die mit unsicheren, blinden Bewegungen nach neuen
Opfern tasteten. »Was ... was ist das?«, murmelte Mike entsetzt.
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»Gas«, antwortete Trautman hart. »Das Wasser hat seine
chemische Zusammensetzung geändert. Es ist jetzt eine tödliche
Säure. Wenn du hineinspringen würdest, würde es dir in ein
paar Sekunden das Fleisch von den Knochen ätzen! Außerdem
setzt der See ein tödliches Gas frei - wie wir ja gerade mit
eigenen Augen gesehen haben.«
»Aber ... aber wie ist denn das möglich?!«, fragte Serena
stockend.
»So ungewöhnlich ist das gar nicht«, antwortete Trautman.
»So etwas passiert oft, bevor oder nachdem ein Vulkan
ausbricht. Es hat schon Hunderte von Toten in solchen Fällen
gegeben.« Seine Miene verdüsterte sich. »Wäre es hier nicht so
vollkommen windstill, dann wären wir alle jetzt vielleicht auch
schon tot. Du hast gesehen, wie schnell das Gas wirkt! Ich
begreife nicht, wieso uns Delamere nicht gewarnt hat! Er hätte
es sofort sehen müssen!« »Wo ist er überhaupt?«, fragte Serena.
»Jacques?« Mike sah sich suchend um, zuckte aber nur mit den
Schultern. »Keine Ahnung.« Wenn er es recht bedachte, hatte er
ihn gar nicht mehr gesehen, seit sie den Krater verlassen hatten.
Genauer gesagt: Seit sie die Höhle verlassen hatten. »Wie lange
wird das andauern?«, fragte Serena und deutete auf den See.
Als Trautman antworten wollte, zitterte der Boden unter ihren
Füßen; ganz sacht nur, aber spürbar. Und in der nächsten
Sekunde kam auch in die Oberfläche des Sees Bewegung.
Wellen kräuselten das Wasser, dann stiegen eine Anzahl
faustgroßer, ölig schimmernder Blasen an seine Oberfläche und
zerplatzten. Aus ihrem Inneren drang grauer Dunst, der sich mit
der trägen Nebelschicht verband, die über dem See schwebte.
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Und was das Schlimmste war: Mike spürte eine ganz sanfte,
warme Berührung im Gesicht. Wind.
Die Luft war nicht mehr still. Vom Meer her war ein ganz
leichter Wind aufgekommen. Der Gasnebel über dem See
begann sich zu bewegen. Noch sehr langsam. Der Wind hatte
noch nicht genug Kraft, das Gas, das viel schwerer war als Luft,
nennenswert zu bewegen, aber wenn er auch nur ein bisschen
zunahm, dann würde er die tödlichen grauen Schwaden genau in
ihre Richtung treiben!
Trautman hatte die Gefahr wohl im selben Moment begriffen
wie er, denn er wandte sich mit einem erschrockenen Laut an
Ah'Kal und deutete gleichzeitig zum Krater hinauf. »Wir
müssen hier weg!«, keuchte er. »Schnell! Wenn der Wind
zunimmt, dann werden wir alle sterben!«
Ah'Kal reagierte im ersten Moment gar nicht. Sekunden
vergingen, in denen er nichts tat als dazustehen und aus
aufgerissenen Augen auf die grauen Schwaden über dem See zu
starren. Seine Lippen zitterten. »Ogdy hat unsere Gebete nicht
erhört«, flüsterte er. »Aber warum? Was haben wir falsch
gemacht? Warum zürnt Ogdy seinen Kindern?« Mike blickte
mit klopfendem Herzen weiter auf den See hinab. Die graue
Nebelbank wuchs so schnell, dass man dabei zusehen konnte.
Wogende Ausläufer des Nebels griffen wie Schlangenarme mit
unzähligen Fingern auf das Ufer hinauf und begannen sich in
ihre Richtung zu tasten. Der Wind nahm zu. »Ah'Kal, bitte!«,
sagte Trautman eindringlich. »Es sind nicht eure Götter, die
euch zürnen. Das da ist nur eine Naturkraft, die außer Kontrolle
geraten ist, glaub mir! Ich kann es dir erklären, aber es geht
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nicht, wenn wir alle tot sind!« Der alte Häuptling sah ihn traurig
an. »Warum müsst ihr immer an allem zweifeln?«, fragte er.
»Selbst wenn ihr es mit eigenen Augen seht? Was sind die
Götter anderes als die Kräfte der Natur?« »Vielleicht hast du
sogar Recht«, sagte Serena hastig. »Doch selbst wenn es so ist,
kann es nicht der Wille eurer Götter sein, dass ihr einfach
aufgebt und auf den Tod wartet! Ogdy hat euch nicht verschont,
damit ihr resigniert, sondern damit ihr um euer Leben kämpft!«
Noch einmal zögerte Ah'Kal und sah Serena lange und
durchdringend an. Schließlich senkte er den Kopf zu einem
schweren, aber entschiedenen Nicken. »Du hast Recht«, sagte
er. »Es ist nicht Ogdys Wille, dass wir hier auf den Tod warten.
Wäre es das, hätte er uns schon oben am Heiligen See getötet.«
»Worauf warten wir dann noch?«, fragte Trautman. »Wir
müssen zurück zum Krater! Dort oben kann uns das Gas nicht
erreichen!«
Endlich setzten sie sich in Bewegung. Es kam Mike fast
absurd vor, dass sie nun denselben Weg wieder hinaufrannten,
den sie gerade erst vorsichtig hinunterbalanciert waren. Und
auch Ogdy - oder wer auch immer die Regie in diesem Drama
führte - schien nicht unbedingt damit einverstanden zu sein. Der
Berg zitterte noch immer. Mike war nicht sicher, ob das Zittern
wirklich zugenommen hatte oder er es sich nur einbildete, aber
er war jetzt vollkommen sicher, ein dumpfes Grollen und
Knirschen zu hören, das tief aus dem Schoß der Erde
heraufdrang; als zerbrächen dort unten Felsen von der Größe
einer Stadt. Oder als versuche etwas, sich mit unwiderstehlicher
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